innovativer Lärmschutz als vertikale Ausgleichsmaßnahme
Anstatt einer konventionellen Lösung, wie Erdwall oder Stahl/Aluminium/Betonwand, schlagen wir im Rahmen des Baus der A14 südlich von Karstädt einen Lärmschutzprototyp in Stampflehm oder Wellerlehmbautechnik vor. Durch seine Masse und die poröse Oberfläche hat Lehm einen extrem hohen Lärmschutzfaktor.
Lehmbau ist nachhaltig, nutzt Aushub und Baustoffe aus der unmittelbaren Umgebung und stellt zudem ein naturnahes Bauwerk dar.
Eine solche Lärmschutzwand verwendet, innovativ weitergedacht, die in Ostdeutschland bis vor 100 Jahren verbreiteten Wellerlehm- und Stampflehmtechniken. Ästhetisch fügt sie sich in Bezug auf Materialität und Farbe in die Landschaft ein.
Eine Lärmschutzwand aus Wellerlehm erfüllt zusätzlich die Funktion einer vertikalen Ausgleichsmaßnahme und verhindert damit zusätzlichem Flächenverbrauch.
Sie bietet zudem einen Zufluchtsort für viele Insektenarten, inklusive besonders geschützter Wildbienen.
Die Technik wurde bereits für große moderne Gebäude (Ricola, Herzog de Meuron/Martin Rauch; Ozeaneum, Bolthauser; Alnatura Firmensitz Darmstadt, Martin Rauch, Prüfung im Einzelfall RZS) angewandt und hat dadurch ihre industrielle Verwendbarkeit bewiesen. Die Dauerhaftigkeit ist durch die spezielle Bautechnik gewährleistet; gleichzeitig ist ein Rückbau mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich. Eine Lehmwand in Wellerbauweise oder Stampflehmbauweise ist praktisch wartungsfrei und verursacht keine weiteren Kosten.
In ihrer Funktion als Lärmschutz und vertikaler, ökologischer Ausgleichsmaßnahme birgt die Wand in der Prignitz das Potenzial zum europäischen Vorzeigeprojekt.
Materialtest vor Ort
In der Woche vom 10. bis 14. Juni erstellten wir eine Lehmbank zum Test des lokal verfügbaren Materials und als Anschauungsobjekt. Am 15.06. beobachteten wir die ersten Wildbienen beim Einzug.
Prototyp
Die Statik ist wesentlicher Teil der Planung und muss in einer Kostenschätzung berücksichtigt werden.
Die Entwicklung eines Prototyps sollte eine maschinelle Fertigung und damit günstige Produktionskosten zum Ziel haben.
In einem Forschungsvorhaben soll die Funktion einer Schallschutzwand zur Förderung der Biodiversität aus Lehm und Begrünungselementen, ein Variantenvergleich unterschiedlicher, nachhaltiger Konstruktionsoptionen, sowie die möglichen Bauweisen auf ihre Wirtschaftlichkeit, ihre Rückkopplungswirkungen auf die Region und ihre Energiebilanz hin untersucht werden. Geplant sind eine Machbarkeitsstudie (statisches Vorprojekt, Materialrecherchen und mehrere Workshops) durch Martin Rauch.
In einem gemeinsamen Forschungsvorhaben soll die Funktion als Ausgleichsmaßnahme von Weller- und Stampflehm untersucht und weiterzuentwickelt werden Eike Roswag, TU Berlin mit dem natural building lab und Weiteren. Das Zentrum für Peripherie übernimmt die Entwicklung der Gesamtästhetik zusammen mit Beteiligten vor Ort.
Reduktion von Gewicht durch die Form bei gleichzeitiger hoher Standfestigkeit. Ideenskizze Martin Rauch.
Fundament mit hoher Belastbarkeit und möglichst geringer Masse. Ideenskizze Martin Rauch.
Verwenden einer üblichen Stahlrammrohrgründung. Verankerung im Lehm. Ideenskizze Martin Rauch.
Partner
Martin Rauch, Schlins und Jan Mittelstädt, Berlin
Eike Roswag, und Ökologe TU Berlin
Ute Reeh, Zentrum für Peripherie
Vorprojekt
Michael Weser, Berlin
Christian Hansel, Leipzig
Montessorischule Wittenberge
Bauhütte Wiesencafé Wittenberger Weg